Eine jährliche öffentliche Zeigung der Heiligtümer ist 1456 bezeugt.
1594 spricht eine Gottesdienstordnung für das Münster von einer alle sieben Jahre stattfindende Zeigung. Diese Gottesdienstordnung gibt auch den Verlauf der Heiligtumsfahrt an, die am 12. Juli, dem
Tag, an dem Gero der Überlieferung nach die Reliquien fand, begann. Die Heiligtümer wurden dann bis zum 25. Juli täglich öffentlich gezeigt.
1797 nahm zum letzten Mal ein Gladbacher Abt die Zeigung vor, denn 1802 löste die napoleonische
Säkularisation das Kloster auf. Vorübergehend kamen die Reliquien, die sich schon nicht mehr in ihren kostbaren Aufbewahrungsgefäßen befanden (sie sind verschollen und vermutlich beschlagnahmt worden), in die Pfarrkirche, aber 1804 wurden sie wieder in das Münster gebracht, das erneut für den Gottesdienst freigegeben war. 1824 ließ Pfarrer Cornelius Kirchrath sie noch einmal zeigen. Dann wurde erst 1867 mit erzbischöflicher Erlaubnis die Tradition der Heiligtumsfahrt wieder aufgenommen.
Schritt für Schritt begann die Neubeschaffung kostbarer Behältnisse, 1895 schenkte der Kaplan und Rektor Oehmen zu seinem 25jährigen Priesterjubiläum dem Münster den Abendmahlsschein. Im gleichen Jahr wurde auch die Büste des hl. Vitus hergestellt, und 1902 folgte in ähnlicher Ausführung die Laurentiusbüste.
Aber neben diesen großen Reliquiaren verdienen auch die kleineren und künstlerisch weniger wertvollen Reliquiare Beachtung, denn eine Reihe von ihnen wurden mit Geld der Gladbacher Arbeiterinnen und Arbeiter bezahlt, die ihre Spargroschen zusammenlegten. Aus alten Unterlagen ist heute noch ersichtlich, in welchen Fabriken für welche Reliquienbehälter gesammelt worden ist (z.B. bei Schlafhorst, bei May oder bei der Aktien-Spinnerei).
In siebenjährigem Turnus fand die Heiligtumsfahrt statt bis 1937. Im nächsten Heiligtumsfahrtjahr 1944 legten die Bomben das Münster in Trümmer, aber schon 1951 gab es wieder eine Heiligtumsfahrt.
Unterbrochen wurde der Turnus dann noch einmal mit Absicht, weil man wegen der Tausendjahrfeier der Abteigründung die Heiligtumsfahrt von 1972 auf 1974 verlegte.
(zusammengestellt nach Unterlagen von Hans Bange †1992)