Im Mönchengladbacher Münster erinnert das Abendmahltuch durch viele Jahrhunderte hindurch an den Tisch des Herrn. Alle sieben Jahre wird der goldene Schrein in der Münster-Basilika geöffnet, und das innen liegende Tuch soll so gezeigt werden, wie es durch die Zeit hindurch geworden ist. Wer den goldenen Schrein öffnet, der findet ein sehr einfaches Leinentuch. Wie an Fronleichnam die wertvolle goldene Monstranz einfaches Brot neu und anders sehen lässt, so lässt der Abendmahlschrein nach Öffnung ein fest verwobenes Tuch in seiner schlichten Textur neu erkennen. Alle sieben Jahre ein neuer Blick auf diese uns überlieferte Verwobenheit an der Wiege unserer Stadt.
Am Fronleichnamstag wäre der Schrein in einer zentralen Feier geöffnet worden. In ökumenischer Weite wollten wir nicht nur eine Reliquie verehren, sondern uns der Realität unseres "Verwoben-Seins" stellen. Die Öffnung des Schreins und das damit verbundene Fest des Glaubens findet nun erst im Jahr 2023 statt, so wie auch das diesjährige Fronleichnamsfest pandemiebedingt anders gestaltet werden wird.
Als Christen stellen wir uns bewusst hinein in die allen Zeitgenossen abverlangte Rücksichtnahme des Pandemiegeschehens. Wir tun dies, weil wir verwoben sein wollen mit dem Geschick unserer Zeit.
Nicht erst morgen, - schon heute sind wir ...:
Am Tisch des Herrn bekommt diese unsere Verwobenheit eine ganz eigene Qualität. Wir nehmen wahr, wie sehr verwundet der "gegenwärtige Leib des Herrn" gerade in unserer Zeit ist. Und doch ist der Tisch des Herrn reich gedeckt und besticht mit seinen schlichten Gaben.
Ein wenig Brot und ein wenig Wein, um miteinander an einer neuen Welt zu weben.